Vom besten Freund des Menschen

Jeder kennt ihn und die meisten lieben ihn! Oder vielleicht doch nicht? Im heutigen Artikel geht es um den besten Freund des Menschen, den Hund.

Canis lupus familiaris

Besser bekannt als die lateinische Bezeichnung ist der Begriff Haushund oder schlichtweg kurz und bündig Hund. Hunde gelten heutzutage als der beste Freund des Menschen, doch war das eigentlich schon immer so? Hunde zählen zu der Kategorie der Caniden, was übersetzt Hundeartige bedeutet, und zu der auch Wölfe, Füchse oder Schakale gehören. Circa 30 hundeartige Arten bilden damit eine der größten Gruppe phänotypischer Ähnlichkeit. Das heißt, dass sich die Angehörigen der Caniden in ihrem Erscheinungsbild sowie in der Menge ihrer Merkmale, sprich ihrer Genetik, nicht nur morphologisch, sondern auch physiologisch gleichen. Morphologisch also hinsichtlich ihrer äußeren Gestalt, sprich ihre Form und den Körperbau betreffend, und physiologisch den gesamten Organismus wie Zellen, Gewebe und Organe betreffend. So sind Caniden entsprechend auch nur echt mit 42 Zähnen, denn so viele Beisserchen haben alle Hundeartigen in ihrem Maul.

Die Verwandtschaft des Hundes beziehungsweise seine Abstammung vom Wolf wurde lange diskutiert, aber fest steht eindeutig, dass der Hund nicht nur zur gleichen Kategorie wie der Wolf gehört, sondern auch noch von diesem abstammt. Somit heißt der Wolf auf Lateinisch auch Canis lupus und der Hund nun Canis lupus familiaris, was man auch frei mit “gezähmter Wolf” übersetzen könnte. Was hingegen noch nicht eindeutig geklärt ist, sind zwei Dinge: Zum einen seit wann es den klassischen Haushund in der Obhut von Menschen gibt und zum anderen wie genau die Symbiose dieser beiden Spezies zustande kam. Wissenschaftler gehen bislang davon aus, dass sich Mensch und Wolf schon vor ungefähr 50.000 bis 100.000 Jahren einander angenähert haben. Es wird weiterhin vermutet, dass dabei zuerst die Wölfe die Nähe des Menschen aufgesucht haben, weil deren Sesshaftigkeit auch eine Nahrungsquelle in Form von abfallenden Lebensmitteln für die Caniden bot. Die im Zuge dessen stattgefundene Domestikation des heutigen Haushundes wird hingegen zur Zeit auf einen Zeitraum vor 15.000 bis 20.000 Jahren geschätzt. Dennoch bleibt die Geschichte des Vorgangs der Zähmung bisher ein Mysterium, dessen Rätsels Lösung hoffentlich noch einmal offenbar wird.

Der Hund ist die Tugend, die sich nicht zum Menschen machen konnte. (Victor-Marie Hugo)

Hund und Mensch

Der Hund als menschlicher Begleiter tritt dabei stets als Jagdbegleiter oder Wächter über Haus und Hof zutage und legte damit auch die ersten Zuchtziele fest. Der Mensch erkannte die vorteilhaften Eigenschaften der Caniden und der Hund wurde in erster Linie ein Gebrauchshund, der mit seinem Jagdtalent und seiner Wachsamkeit dem Menschen einen guten Gefallen tat. Im Laufe der Jahrhunderte weichte die Struktur der Zweckgemeinschaft der beiden Spezies immer mehr auf und es entstand verstärkt eine dauerhafte Bindung zwischen Mensch und Hund. Dass diese Entwicklung überhaupt zu dem Ergebnis führte, dass der Hund sich dem Menschen so eng anschloss, liegt einzig und allein in der fantastischen Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit der Tiere. Hunde sind demnach wahre Meister der Körpersprache und teilen sich ihrer Umwelt in einem ausgefeilten Repertoire an Mimik und Gestik mit. Leider haben die Menschen jedoch mittlerweile wieder verlernt, Hunde richtig zu lesen, was nicht selten zu falschen theoretischen Annahmen über Hundeerziehung und dabei auftretende Probleme führt.

Damit ist der Hund als soziales Lebewesen schon eine echte Ausnahmeerscheinung, wenn es um seine Fähigkeit zur Bindung an den Menschen respektive an eine andere Spezies geht. Das in der Regel auf gegenseitiger Abhängigkeit basierende Verhältnis beinhaltet mehrere Komponenten: Zum einen eine physische, denn Haushunde in der Obhut von Menschen sind logischerweise von diesen abhängig, was die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse wie Nahrung, medizinische Versorgung und ähnliches angeht. Aber auch umgekehrt kann zum Beispiel ein Assistenzhund einem körperlich eingeschränkten Menschen wieder mehr Teilhabe am Leben ermöglichen, sodass die menschliche Abhängigkeit vom Hund in diesem Fall von einem äußerst positiven Aspekt begleitet wird.

Auf psychischer Ebene scheint es wohl zunächst der Mensch zu sein, der dahingehend von seinem Hund abhängig ist. Hunde sind ja eben nicht mehr nur Gebrauchshunde, sondern sie besitzen auch quasi therapeutische Fähigkeiten in Bezug auf den Menschen. Hunde nehmen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen einen positiven Einfluss auf die menschliche Psyche und erzeugen dadurch oftmals ein allgemeines Wohlbefinden beim Menschen. Umgekehrt kann natürlich auch der Mensch durch sein Handeln auf die Psyche des Hundes einwirken, indem er den Hund im positiven Sinn in seinem Habitus stärkt und für ein gesundes und artgerechtes Hundeleben sorgt sowie entgegengesetzt durch aversives Hundetraining mittels Angsteinflößung und Schreckreize negativ auf den Hund einwirkt und dessen Willen bricht beziehungsweise die tierische Persönlichkeit stört.

Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten sind im Hund enthalten. (Franz Kafka)

Der beste Freund des Menschen

Auf der emotionalen Ebene dürfte jedem Tierfreund im Grunde klar sein, um welches Abhängigkeitsverhältnis es sich hierbei handelt. Hunde und Menschen, die zusammen leben, befinden sich als, wie schon genannt, zwei unterschiedliche Spezies in einem sozialen Gefüge, das fälschlicherweise oft als Rudel betitelt wird. Da jedoch der Rudelbegriff nur auf eine innerartliche Verbindung oder noch spezifischer nur auf miteinander verwandte Tiere angewendet werden kann, ist die Bezeichnung einer Mensch-Hunde-Gruppe als Rudel völlig obsolet. Der Mensch bildet mit seinem Hund maximal eine soziale Gemeinschaft, in der es wie in jedem anderen sozialen Gefüge auch gewisse Regeln für ein gemeinsames Zusammenleben gibt. Emotional betrachtet gehen Menschen und Hunde an dieser Stelle miteinander Bindungen ein, die verhaltenstechnisch eben auf besagte “Freundschaft” zwischen beiden Lebewesen hindeutet.

1994 startete der ungarische Verhaltensbiologe Ádám Miklósi ein Forschungsprojekt namens Family Dog Project, bei dem er zusammen mit seinem Team

“the behavioral and cognitive aspects of the dog-human relationship”

untersuchte und dabei feststellte, dass der Haushund nicht nur an seinen Lebensraum, also die menschliche Gesellschaft, bestens angepasst ist, sondern dass der Hund die menschliche Gesellschaft schon fast mehr bevorzugt als die seinesgleichen. Hunde sind bei Miklósi keine Lebewesen, die nur rein behavioristisch einem Reiz-Reaktions-Schema folgen, sondern die durchaus kognitive Fähigkeiten besitzen und uns Menschen dadurch ähnlicher sind, als wir bislang immer dachten. Möglicherweise ist das auch schon des Pudels Kern, warum der Mensch den Hund nicht nur im Komparativ als guten, sondern tatsächlich mit dem Superlativ als “besten Freund des Menschen” bezeichnet – vielleicht liegt es am Ende ja sogar auch daran, dass der Hund eben jene Fähigkeiten besitzt, die einige Menschen heutzutage oftmals zu wünschen übrig lassen!

Dass mir der Hund das Liebste sei, sagst du, o Mensch, sei Sünde? Der Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde. (Franz von Assisi)

 


Literaturhinweise:

Ádám Miklósi: Family Dog Project. Stand 13.10.2018, abzurufen auf dem dazugehörigen Internetportal der ELTE-Universität Budapest.

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