Von kleinen Alleskönnern

Kastanien! Fast jeder kennt sie zumindest noch aus seiner Kindheit, entweder als Bastelmaterial oder wenigstens vom Waldspaziergang. Habt ihr sie auch gesammelt oder sammelt ihr noch?

Kastanienarten

Es gibt mehrere unterschiedliche Kastanienarten. Die drei bekanntesten sind sicher die Rosskastanie, die Edel- oder Esskastanie und die Marone, wobei die Marone eine spezielle Zuchtsorte der Esskastanie ist. Kastanien stammen ursprünglich aus dem Balkan und sind mittlerweile in ganz Mitteleuropa als beliebte Grünflächenbepflanzung verbreitet. Sie finden sich oft in Parks und an Alleen, wo sie mit ihren kräftigen Stämmen und den dichten Baumkronen die Straßen säumen. Rosskastanien und Edelkastanien unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Botanik in folgenden Punkten: Während die Rosskastanie für Menschen als ungenießbar bis leicht giftig zählt, sind Edelkastanien und besonders Maronen essbar und gelten vielerorts auch als Delikatesse. Maronen trifft man häufig auf Weihnachtsmärkten, wo sie an kleinen Buden frisch geröstet zum Verzehr angeboten werden.

Die Rosskastanie wurde 2005 in Deutschland zum Baum des Jahres gewählt, weil ihr Bestand durch einen Schädling namens Rosskastanienminiermotte gefährdet schien. Wissenschaftlich fundierte Aussagen können dazu jedoch noch nicht weiter getroffen werden, da noch keine entsprechenden Langzeitstudien vorliegen. Eine Rosskastanie wird im gesunden Zustand circa 30 Meter hoch und ungefähr 300 Jahre alt, insofern sie nicht schon vorher gefällt wird. Die Esskastanie hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon einmal eine Bedrohung ihres Bestands durch den sogenannten Kastanienrindenkrebs überlebt und sich glücklicherweise wieder davon erholt. Sie wird mit einer durchschnittlichen Wuchshöhe von circa 20 Metern zwar nicht ganz so groß, aber mit einer Lebensdauer von 600 Jahren (und teilweise mehr) mindestens doppelt so alt. Dieses Jahr wurde die Esskastanie zum Baum des Jahres 2018 gewählt!

Ein Kastanienbaum an einem Fluss – wie alt er wohl sein mag?

Kastanien als Tierfutter

Obwohl die Rosskastanie für den menschlichen Verzehr völlig ungeeignet ist und zu schweren Magen-Darm-Problemen führen kann, ist sie gleichzeitig für Tiere wie Rehe und Hirsche ein geeignetes Futtermittel. In der freien Wildbahn bedienen sich die Tiere an den herabgefallenen Kastanien und Wildparks oder Wildgehege nehmen die von Jung und Alt gesammelten Früchte im Herbst gern als Futterspende für ihre Tiere entgegen. Wer jedoch für diesen Zweck Kastanien sammeln möchte, sollte dabei einige Dinge beachten: Es sollten vor allem ganze Früchte ohne die stachelig grüne Hülle gesammelt werden. Dann ist es wichtig, dass die Kastanien nicht in einer Plastiktüte gesammelt beziehungsweise gelagert werden, da die Früchte sonst leicht Schimmel ansetzen, womit sie als Tierfuttermittel wiederum unbrauchbar werden. Besser ist es, geflochtene Körbe zu verwenden, da so von allen Seiten genügend Luft an die Früchte kommt und Fäulnis nicht entstehen kann.

Die vollen Körbe können dann bei Wildparks oder Wildgehegen abgegeben werden. Oftmals erhalten die Kinder dann einen Gegenwert wie zum Beispiel freien Eintritt oder ein anderes Schmankerl. Besonders bewährt hat sich für Leckermäuler an dieser Stelle die jährlich stattfindende Kastanienaktion des Süßwarenherstellers Haribo, bei der Eicheln und Kastanien in großem Stil gesammelt und an bedürftige Tiergehege deutschlandweit gespendet werden. Und die Aktion hat Tradition, denn seit über 80 Jahren gibt es dieses Tauschgeschäft schon, bei dem Kinder, aber natürlich auch Erwachsene, ihre gesammelten Werke dort an einem bestimmten Wochenende direkt auf dem Gelände abliefern können. Für 5 Kilogramm Kastanien und Eicheln erhält man im Gegenzug 1 Kilogramm Haribo-Produkte. Ich finde das durchaus einen lohnenswerten Tausch! Wann und wo die Kastanienaktion von Haribo genau stattfindet, ist bitte direkt der Unternehmensseite zu entnehmen!

Rehe mögen Kastanien sehr gern – doch wie schmecken die Früchte eigentlich?

Kastanien als Delikatesse

Esskastanien und Maronen gelten heutzutage als leckere Delikatesse und finden sich entweder frisch zubereitet in der gehobenen Küche oder zu anderen Produkten weiterverarbeitet in der Spezialitätenabteilung eines guten Kaufhauses oder eines Feinkostladens wieder. Doch das war nicht immer so, denn bevor diese Kastanienart zu einer Edelmarke wurde, ernährte sie im Mittelalter große Teile der Bevölkerung. Überall dort, wo es beispielsweise aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht möglich war, Getreide anzubauen, galten Kastanien als Grundnahrungsmittel der armen Leute. Sie wurden entweder gekocht oder geröstet sowie zu Mehl verarbeitet und dienten damit der Ernährung der unteren Bevölkerungsschichten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Kastanie dann durch Veredelung immer mehr zu einer leckeren Alternative zu anderen Schalenfrüchten und hielt als Zutat Einzug in die exquisiten Kochrezepte Frankreichs und Italiens.

Doch Esskastanien sind nicht nur total edel, sondern dazu auch noch völlig gesund: Sie enthalten zum einen überhaupt gar kein Gluten, sodass sie sich beispielsweise für eine glutenfreie Ernährung hervorragend eignen. Zum anderen enthalten sie jedoch viele Ballaststoffe und Spurenelemente, die dem Körper auf natürliche Art und Weise die benötigten Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Eisen sowie Vitamin B zuführen. Darüber hinaus sind sie auch noch so gut wie fettfrei und dennoch eiweißreich, dass sie alles in allem wahrliche Alleskönner sind. Durch ihre Zusammensetzung sind sie demnach sehr gesundheitsfördernd und können auch bei Magenproblemen und Verdauungsbeschwerden helfen. Wer sich also neben heißen Maronen auf dem Weihnachtsmarkt und Maronencreme sowie Maronenlikör in der Feinkostabteilung für weitere Koch- und Backideen mit Kastanien begeistert, der wird im Internet unter den entsprechenden Suchbegriffen sehr schnell fündig!

Es gibt mehrere Arten von Kastanien – welche Sorte ist das auf dem Bild?

Kastanien als echte Alleskönner

Doch nicht nur als Nahrungsmittel für Mensch und Tier haben sich die kleinen Früchte verdient gemacht, sie können noch auf viele weitere Arten genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit zur Verwendung von Kastanien ist ihre Nutzung in der Naturheilkunde: Von der Rosskastanie, die zwar nicht essbar ist, können dennoch alle Pflanzenteile (also Früchte, Blätter, Blüten, Rinde und Wurzeln) für Salben oder Tinkturen äußerlich gegen Venenleiden wie Krampfadern oder auch bei Wadenkrämpfen, Rheuma und Gicht genutzt werden. Durch ihre entzündungshemmende Wirkung sind Salben aus Rosskastanien zum Beispiel auch bei Verstauchungen oder Prellungen als homöopathische Alternative zu herkömmlichen Sportverletzungsgels geeignet. Ferner lässt sich aus einem Auszug aus der Rinde noch ein Sonnenschutzmittel herstellen und aus den Blüten ein Hustentee.

Des Weiteren enthalten Kastanien Saponine, was sich von dem lateinischen Begriff sapo ableitet und Seife bedeutet. Das heißt, dass Kastanien zusätzlich zur Seifen- und Waschmittelherstellung genutzt werden können. Vor allem als ökologisch nachhaltige Variante zu handelsüblichen Waschmitteln ist ein Kastanienwaschmittel leicht selbst hergestellt: Man benötigt circa 10 saubere Kastanien, die mit einem Stein oder Stößel zerkleinert werden. Die zerbröselten Kastanienstücke werden dann aufgesammelt und in ein geeignetes Gefäß gegeben, das mit Wasser aufgefüllt und verschlossen wird. Dabei sollte das Gefäß am besten über Nacht stehen gelassen werden. So lösen sich also die in der Kastanie enthaltenen Saponine und das Wasser wird milchig weiß. Anschließend kann das Wasser durch ein Sieb gefiltert werden, sodass die Kastanienstücke entsorgt werden können. Mit der entstandenen Flüssigkeit kann dann wie gewohnt die Wäsche gewaschen werden.

Auf einem Waldspaziergang lassen sich gut Kastanien sammeln – habt ihr Lust dazu?

 


Sonstiges:

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu einem Überblick über das Thema “Kastanien und ihre Verwendung” und sind keinesfalls aus Diagnose- oder Therapieanweisung zu verstehen. Bei Verdacht auf Erkrankungen bitten wir unsere Leser, einen Arzt zu konsultieren. Des Weiteren übernimmt das Unternehmen www.vonherzen.online keine Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Anwendung der hier gemachten Angaben entstehen!

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