Von Spiel und Spaß

Für die einen ist es Vergnügen, für andere Entspannung. Manche tun es im Sitzen, doch oft ist viel Bewegung dabei. Jedenfalls bereitet es vielen Menschen seit jeher eine Menge Spaß! Wisst ihr, worüber ich schreibe?

Vom Spiel als Zeitvertreib

Solange es den Menschen gibt, solange wird auch gespielt. Archäologische Funde bei Ausgrabungen belegen, dass es eine rudimentäre Form von Spielzeug sogar schon in der Steinzeit gegeben hat. Aus kleinen Steinen und Knochen gebaute Rasseln, Miniaturausgaben von steinzeitlichem Werkzeug und schließlich selbst geschnitzte oder aus Ton geformte Tier- und Menschenfiguren deuten darauf hin, dass selbst Steinzeitkinder offenbar Spielzeuge besaßen. Mit der Weiterentwicklung der handwerklichen Fertigkeiten war der Mensch im Laufe der Zeit immer mehr in der Lage, schöneres und ausgefalleneres Spielzeug herzustellen. Im Jahr 200 v. Chr. spielten Kinder in Ägypten vor allem mit aufwendig gestaltetem Holzspielzeug, das schon erste mechanische Bewegungen ausführen konnte wie es beispielsweise bei Krokodil- oder Löwenfiguren mit beweglichem Unterkiefer der Fall war.

Während eine Vielzahl von Spielzeug heutzutage eher dem reinen Zeitvertreib und dem Vergnügen dient, war im Altertum und im Mittelalter sowie in der frühen Neuzeit dem Spielzeug ebenfalls eine gesellschaftliche Bedeutung implizit. Jungen spielten mit Gladiatoren- und Soldatenfiguren, besaßen Holzschwerter und sollten sich so in ihre Rolle als Kämpfer und Ritter einfinden. Bei dem Spielzeug für Mädchen handelte es sich entsprechend um Dinge, mit denen die Kinder auf ihre zukünftigen Rollen als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden sollten. So gab es neben Puppenfiguren auch schon Miniaturmöbel und Kochgeschirr. Tendenziell blieb hochwertiges und teures Spielzeug wie zum Beispiel Steckenpferde, Puppenhäuser, aber auch Glasmurmeln und ähnlich feine Dinge aus Metall jedoch stets Kindern aus höheren Gesellschaftsschichten vorbehalten. Kinder aus ärmeren Verhältnissen begnügten sich oft mit dem, was sie in der Natur fanden und bauten sich aus Holz, Steinen und Ästen ihre eigene Fantasiewelt.

Im Zuge der Industrialisierung konnte sich die Spielzeugindustrie frei entfalten. Plötzlich wurde Spielzeug zur Massenware für jedermann, was den Vorteil hatte, dass es zum einen günstiger zu erwerben war, andererseits jedoch seine Individualität verlor. Ein gutes Beispiel hierfür sind die berühmten und sich optisch stets gleichenden Zinnsoldaten, die vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert hinein das beliebteste Spielzeug darstellten. Heute sind diese und andere Zinnfiguren eher etwas für Sammler und Liebhaber, die um ihr Hobby schon einen echten Kult entwickelt haben. Neben Vereinen für Zinnfigurensammler gibt es auch eine internationale Zinnfigurenbörse und mehrere Zinnfigurenmuseen. Als künstlerisches Hobby, bei dem die Zinnfiguren fein säuberlich bemalt und in Miniaturwelten oder in Dioramen angeordnet werden, findet dieses ehemalige Kinderspielzeug heutzutage besonders bei Erwachsenen noch großen Anklang.

Von wegen Kinderkram! Im Spiel entdecken sogar Erwachsene wieder ihr inneres Kind.

Bretter, die die Welt bedeuten

Wo das alt- beziehungsweise mittelhochdeutsche Wort spil noch als Tanzbewegung definiert wurde, erlangte das Wort Spiel im Sinne von Vorführung vor allem für das Theaterspiel eine kulturhistorische Bedeutung. Denn nicht nur Kinder beschäftigen sich beim Spielen mit gesellschaftlichen Rollen und gewinnen durch Rollenspiele soziale Erkenntnisse, auch Erwachsene haben die Spielregeln des Lebens seit jeher in den Theaterstätten der Welt vor Augen geführt bekommen. Dabei gilt vor allem das Theater der griechischen Antike als die Wiege des heutigen Schauspiels. Theaterspiele dienten demnach in der Menschheitsgeschichte immer auch schon ein Stück der Menschwerdung oder wie Friedrich von Schiller seinerzeit in seinen Briefen “Über die ästhetische Erziehung des Menschen” dazu passend formulierte:

“Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.”

Was Schiller damit meint, ist nicht etwa ein Aufruf, seine Arbeit niederzulegen und sich ein vergnügliches Spiel zu suchen, auch wenn das sicherlich oft einen großen Reiz hätte. Nein, er meint das Spiel als Kontrast zur Welt der täglichen Arbeit und der damit verbundenen Pflichten. Im Spiel lässt sich eine autonome Welt erschaffen, die von allen notwendigen Erfordernissen des Lebens unabhängig ist. Theaterspiel und Schauspielkunst lassen den Menschen demnach für eine Weile die Realität vergessen und entführen ihn in eine schöne, andersartige Welt. Doch nicht nur das! Menschen erproben sich und ihre Fähigkeiten im Spiel, entfalten ihre Kreativität und erfahren ihren Körper, ihren Geist und ihre Umwelt immer wieder neu. Deswegen besitzen diverse Spielarten wie Lernspiele, Sprachspiele, Regelspiele und viele andere mehr auch immer noch eine nicht von der Hand zu weisende immens hohe pädagogische Bedeutung.

Von wegen langweilig! Ein kluger Schachzug erfordert allerdings viel Geduld.

Doch auf den Brettern, die nach Schiller die Welt bedeuten, trumpfen Adelige und Gefolge nicht nur auf, manchmal werden sie auch schlichtweg schachmatt gesetzt. Das passiert hauptsächlich beim populärsten Brettspiel aller Zeiten, und zwar beim Schach. Der Begriff Schach leitet sich vom persischen Wort Schah ab, was zugleich König bedeutet, womit Schach oft auch mit das königliche Spiel übersetzt wird. Schach ist weltweit das unschlagbare Strategiespiel Nummer eins, bei dem es darum geht, seinen Gegner mit klugen Schachzügen außer Gefecht zu setzen. Wer Schach spielt, der tut das nicht alleine zum bloßen Vergnügen. Schach ist eine Art geistiges Kräftemessen, dessen Austragung auf internationalen Wettkämpfen wie der Schachweltmeisterschaft durchaus einige Tage dauern kann. Klassisch wird Schach auf einem schlichten quadratischen Holzbrett gespielt, wer es jedoch gern edel mag, der kann selbstverständlich auch auf ein Spieleset aus Marmor oder Keramik zurückgreifen.

Neben Schach gibt es natürlich noch eine ganze Reihe weiterer beliebter Brettspiele. Wo früher zu Omas Zeiten noch Halma, Dame und Mühle tief in einer Schrankschublade schlummerten, da haben sich im Laufe der Zeit moderne Spielverlage mit neuzeitlichen Brettspielen einen festen Platz erobert. Während Mensch ärgere dich nicht und Monopoly zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Schweiz beziehungsweise in Amerika erfunden wurden, stammen zum Beispiel die beiden berühmten Legespiele Carcassonne und Die Siedler von Catan aus Deutschland und sind wesentlich jüngeren Datums. Auf der in Essen stattfindenden und gleichzeitig weltweit größten Publikumsmesse für Spiele, die einem Mekka für alle Brettspiel-Fans ähnelt, präsentieren über 1000 Aussteller aus circa 50 Nationen jedes Jahr im Oktober ein umfangreiches Angebot an Kinder- und Erwachsenenspielen sowie Gesellschafts-, aber auch Strategie-, Fantasie-, Science-Fiction- und Computerspielen. Damit zeigt sich, was für eine große Faszination am Spiel respektive am Spielen der Menschheit immanent ist und welche Kraft der innere Spieltrieb besitzt. Eine verhaltensbiologische Betrachtung des Spieltriebs besagt, dass Spielen Lernen durch Versuch und Irrtum ermöglicht und dadurch der Ausbildung von Kenntnissen und Fähigkeiten des Lebewesens dient.

Nicht vier, sondern drei gewinnt

Drei gewinnt, oder auch ganz modern Tic-Tac-Toe genannt, ist ein einfaches Strategiespiel für zwei Personen, dessen Ursprung in der römischen Antike liegt. Das historische Spiel trug zu Römerzeiten den Namen Tris und bestand aus sechs gleichlangen Linien, die sich in der Mitte kreuzten. Ziel war es dabei ebenfalls, seine eigenen drei Spielsteine in einer Dreierreihe anzuordnen, mit dem Unterschied, dass in dieser antiken Spielvariante die Steine zusätzlich über die Linien gezogen werden konnten. Drei gewinnt beziehungsweise Tic-Tac-Toe lässt sich praktischerweise jederzeit und überall spielen und ist gerade deshalb als Spiel für unterwegs hervorragend geeignet. Egal, ob mit einem Stift und einem Zettel oder mit einem Stock im Sand, mit Kieselsteinen auf einem Brett oder mit gänzlich anderen dazu geeigneten Materialien, der Fantasie und Kreativität sind hier definitiv keine Grenzen gesetzt.

Eine kleine, aber feine Bastelanleitung für eine schöne kindgerechte Variante von Tic-Tac-Toe hat uns Annika von Annis-Kreativewelt zugesendet:

Dazu werden auf einem passenden Brett vier Linien aufgemalt oder eingefräst. Zwei Linien verlaufen waagerecht, zwei Linien verlaufen senkrecht und alle Linien haben einen gleichmäßigen Abstand zueinander, so dass sie Zwischenräume bilden. Diese Zwischenräume sind später die Plätze für die Spielsteine. Für die Spielsteine können einfache Kieselsteine genommen werden, die mit einer haltbaren Farbe angemalt werden. Bevor die Steine bemalt werden, empfiehlt es sich, diese gründlich zu reinigen und anschließend mit weißer oder schwarzer Farbe zu grundieren, damit später die bunte Farbe umso mehr darauf zur Geltung kommt. Anschließend kann mit einem handelsüblichen Pinsel das gewünschte Muster oder ein anderes Motiv aufgetragen werden. Geeignete Farben sind zum Beispiel alle wasserfeste Acryl- oder Lackfarben.

Tic-Tac-Toe ganz einfach Nachbasteln mit einem tollen Basteltipp von Annis-Kreativewelt! Annika und das Team von www.vonherzen.online wünschen euch viel Spaß dabei!

 


Bildhinweis:

Die Fotos zur Bastelanleitung sind Privateigentum von Annika Bützler, die sich alle Rechte vorbehält. Wir bedanken uns bei Annika für die freundliche Genehmigung zur Verwendung der Fotos für diesen Artikel!

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