Von bunten Blättern

“Der Herbst ist immer unsere beste Zeit” schrieb schon Goethe. Wird der Oktober vielleicht deswegen auch goldener Oktober genannt? Eins steht aber fest: Im Herbst sind alle Blätter bunt!

Bunte Blätter

Im Herbst beginnen sich die Blätter an den Bäumen langsam bunt zu färben, bevor sie dann von den Bäumen fallen. Was für unser menschliches Auge so malerisch anzusehen ist, lässt sich durch einen biologischen Vorgang einfach erklären: Im Frühling und im Sommer gibt es genug Sonnenlicht, das den Pflanzen bei der Fotosynthese hilft, wobei die Fotosynthese den Stoffwechselvorgang der Pflanzen beschreibt, die nämlich Wasser, Kohlendioxid und Licht in Glukose und Sauerstoff umwandeln. Was sich an dieser Stelle so leicht anhört, beinhaltet eine tiefe Bedeutung für alles Leben auf dieser Erde. Denn im Gegensatz zu Pflanzen, die den Sauerstoff zum Leben nicht benötigen, sondern ihn an ihre Umwelt abgeben, haben wir Menschen und alle anderen Lebewesen Sauerstoff zum Überleben bitter nötig. Man sagt, dass ein hundert Jahre alter gesunder Baum pro Tag ausreichend Sauerstoff für 50 Menschen produziert!

Im Herbst, wenn die Tage kürzer und das Sonnenlicht weniger werden, legen die Bäume eine Ruhepause ein. Das Clorophyll, welches normalerweise für die Absorption des Sonnenlichts zuständig ist, wird abgebaut und zurück bleiben die restlichen Blattfarbstoffe, die dann für die bunten Blattverfärbungen sorgen. Um zu überwintern zieht der Baum anschließend seine ganze Energie in den Stamm zurück, sodass die Kraft aus den Blättern immer mehr entweicht, bis diese schließlich als Laub zu Boden fallen. Aber auch auf dem Boden haben die welken Blätter noch eine Funktion: Das Laub wird von Kleinstlebewesen wie Käfer, Würmer, Schnecken und noch viel mehr Getier zersetzt und schließlich durch die Ausscheidungen der Tiere in neue organische Stoffe wie zum Beispiel Humus umgewandelt, der sich wiederum positiv auf die Bodeneigenschaften auswirkt, was am Ende dem Baum respektive der Pflanze wieder zugute kommt.

Ich ging im Walde so für mich hin, und nichts zu suchen, das war mein Sinn. (Goethe)

Waldbaden

Wenn im Herbst das Sonnenlicht besonders auf gelbes Laub trifft, erscheint es, als ob ein Maler die Landschaft mit einem Pinsel in Gold getaucht hätte. Um diese Stimmung einzufangen, bietet sich im Herbst ein Waldspaziergang nahezu an. Dass der Wald beziehungsweise Bäume generell eine positive Wirkung auf Körper und Geist besitzen, haben die Japaner schon längst begriffen und mit ihrem shinrin-yoku, dem Waldbaden, einen neuen Trend gesetzt. Dabei geht es allerdings nicht um ein bloßes Hobby oder gar freizeitliche Aktivitäten, nein, das japanische Waldbaden ist tatsächlich als therapeutische Maßnahme anerkannt. Demnach gilt der Aufenthalt im Wald und die sowohl innere als auch äußere Auseinandersetzung mit der dort vorhandenen Atmosphäre als stressreduzierend.

Verantwortlich dafür sind sogenannte Phytonzide, ebenfalls ein pflanzeneigener Wirkstoff, der zum Schutz gegen Krankheitserreger und Schädlinge produziert wird. Diese Phytonzide werden vom Menschen in Form von flüchtigen organischen Verbindungen über die Atemwege aufgenommen und wirken im menschlichen Körper noch tagelang nach. Des Weiteren geht sogar die Krebsforschung davon aus, dass Phytonzide den Anteil der natürlichen “Killerzellen” (Anm: das ist tatsächlich ein feststehender Ausdruck!) erhöhen, die das menschliche Immunsystem zum Beispiel zur Bekämpfung von Tumorzellen einsetzt. Aber nicht nur für die physische Gesundheit, sondern auch für die seelische ist ein Waldspaziergang von unermesslicher Bedeutung.

Die Nähe zur Natur und ihre Betrachtung wirken auf das menschliche Auge entspannend, sodass schnell ein Gefühl von Ruhe im eigenen Inneren entsteht. Schon nach ein paar Minuten verlangsamt sich der Herzschlag und der Blutdruck sinkt. Aber auch der unabgelenkte Blick, der nicht von einem Handy oder Smartphone beeinträchtigt wird, entschleunigt die Gedankengänge und erhöht im Umkehrschluss wiederum die Konzentrationsfähigkeit. Die Reize der Natur wirken sich also in allen Belangen rundum positiv auf uns aus und wo, wenn nicht auf einem ausgedehnten Waldspaziergang lassen sich am besten neue Ideen und positive Gedanken formulieren? Damit vereint das Waldbaden schließlich die Achtsamkeit vor der Natur auch mit der Achtsamkeit vor uns selbst!

Rund schweigen Wälder wunderbar und sind des Einsamen Gefährten. (Georg Trakl)

Goldener Oktober

Solange es also die Wetterlage noch zulässt, geht raus in die Natur, in den Wald und atmet die gesunde Waldluft ein! Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene sowie ihre vierbeinigen Begleiter ist das raschelnde Laub unter den Schuhen immer wieder ein echtes Highlight auf jedem herbstlichen Waldspaziergang. Man kann nicht nur Kastanien sammeln, sondern auch bunte Blätter und diese beispielsweise zu Hause trocknen. Der Herbst geht schneller, als es uns lieb ist und dann wird es einen langen Winter geben, denn eine alte Bauernweisheit besagt:

“Hängt das Laub bis in den Herbst hinein, wird der Winter lange sein.”

Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen. (Eduard Mörike)

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