Von kleinen Schnecken ganz groß

Salat, Salat, immer nur Salat? An diesen heißen Tagen essen wir gern frisches Obst und Gemüse sowie natürlich Salat in allen Variationen. Doch Vorsicht, ein Salatblatt kommt selten allein!

Schnecki, die Nudelschnecke

Was den meisten sicher geläufig ist, sind die Begriffe Nudelsalat oder Salatschnecke. Doch wer von euch hat schon einmal etwas von einer Nudelschnecke gehört? Nicht? Na, dann lest einmal, was wir für eine tolle Geschichte zugesendet bekommen haben!

Hallo liebe LeserInnen von www.vonherzen.online,

ich heiße Schnecki und bin eine echte Nudelschnecke! Da staunt ihr, was? Ja, so etwas gibt es wirklich. Und wie ich in mein neues Zuhause und zu meinem Namen kam, das will ich euch nun erzählen: Eines Tages, ich saß gerade so gemütlich im Rucola, selbstverständlich aus rein biologischem Anbau, und mampfte so gefräßig vor mich hin, da wurde ich jäh aus meiner Ruhe gerissen. Huch, was ist denn das?, rief eine Stimme ganz erschrocken. Ja, huch, wer ist denn das?, antwortete ich ganz entrüstet. Aber ich erhielt keine Antwort. Offenbar konnte mich die Stimme nicht hören. Mist, dachte ich und überlegte verzweifelt, was zu tun war. Um abzuhauen war ich vermutlich zu langsam. Verstecken machte jetzt auch irgendwie keinen Sinn mehr, denn schließlich hatte man mich schon entdeckt und würde sicher jedes einzelne Salatblatt nach mir absuchen. Also schickte ich leise ein kleines Stoßgebet zum Himmel, da fischte mich plötzlich jemand aus meinem Salat. Oh nein, dachte ich verzweifelt, jetzt ist alles vorbei, jetzt werde ich gleich entsorgt und lande im Müll! Verzweifelt klammerte ich mich an einem Salatblatt fest und schloss die Augen. Bye, bye, mein schöner Rucola, hörte ich mich noch flüstern und harrte der Dinge, die da kommen.

Auf den Fotos seht ihr, wie winzig und klein ich einmal war! Aber dank der tollen Pflege und Aufzucht durch meine Menschen bin ich sehr gut gewachsen und habe ein starkes Gehäuse ausgebildet.

Doch die Dinge kamen nicht beziehungsweise kommt ja immer alles anders als man denkt! Ich hörte die Stimme immer noch reden, aber nicht mehr erschrocken, sondern vielmehr erstaunt und ja, eigentlich sprach sie sogar ganz freundlich. Schnecki, sagte die Stimme plötzlich, du bist so winzig klein, das kann nicht sein. Du musst groß und stark werden! Pass auf, ich habe da eine Idee! Naja, mit Ideen habe ich es ja eigentlich nicht so, denn die halten immer irgendwelche Überraschungen und ungeahnte Folgen bereit, aber in dem Fall war mir wirklich jede Idee recht, die mich bloß davor bewahrte, im Müll zu landen. Die Stimme sprach’s und ehe ich mich versah, fand ich mich auf einem Stück Salatgurke wieder. Huch, dachte ich, da ist aber jemand gut zu mir! Doch konnte ich dem Braten wirklich trauen? Was war das überhaupt für eine Stimme und was hatte man mit mir vor?

Der Boden, auf dem ich lebe, heißt Humus und muss immer den richtigen pH-Wert besitzen! Deswegen ist es wichtig, regelmäßig mit Kalk den Boden aufzukalken.

Ich überlegte eine Weile, ob ich mich auf dieses Experiment wirklich einlassen sollte. Nicht, dass man mich nur groß und stark züchten wollte, um mich anschließend zu verspeisen. So geht es nämlich leider vielen von meinen Freunden, müsst ihr wissen, denn in Italien, Griechenland und Frankreich sammelt man uns, um uns anschließend auf die fieseste Art und Weise zuzubereiten und zu essen! Ich hatte also die Wahl zwischen sofort sterben, indem ich das Essen verweigerte oder später sterben. Ich entschloss mich dazu, später zu sterben, denn das verschaffte mir vielleicht noch ein klein wenig Zeit zum Nachdenken. Vielleicht konnte ich ja insgeheim doch noch einen strategisch ausgeklügelten Fluchtplan entwickeln. Denn wir Schnecken sind ja bekanntlich nicht die schnellsten, aber dafür gibt es uns immerhin schon ziemlich lange auf dieser Erde. In den letzten 500 Millionen Jahren haben wir Schnecken etwa 43.000 Arten ausgebildet und nahezu jeden Lebensraum dieser Welt erobert. Uns findet man somit quasi auf jedem Kontinent an Land und im Wasser, einige von unserer Art können sogar richtig gut schwimmen. Und all das wäre ja nicht so, wenn wir nicht in gewisser Weise klug wären, oder?

Aber nun zurück zu meiner Geschichte: Also, da saß ich nun auf dem Stück Gurke und beschloss, weiter zu futtern. Vielleicht, so dachte ich, finden diese Wesen namens Menschen ja einen Gefallen an mir. Denn wenn ich erst einmal wachse, dann bilde ich ein wunderschönes Gehäuse aus, das zu einer Art Spirale gedreht ist und wirklich eine interessante Zeichnung aufweist. Aber nicht nur ich tat etwas für mein Wachstum, auch diese Menschen halfen mir gut dabei. Sie informierten sich ausgiebig über meine Bedürfnisse und achteten von Anfang an darauf, dass ich nicht nur genug und das richtige Futter bekam, sondern dass auch der Behälter, in dem ich saß, immer ordentlich sauber war, dass die Boden- und die Luftfeuchtigkeit stimmte und ich selbstverständlich genügend Kalk zu mir nahm, um mein Gehäuse zu stärken. Irgendwann kam dann allerdings der Tag, an dem ich ausgewachsen war und die Menschen überlegten, wie es mit mir weitergehen sollte.

Und Kalk ist ebenfalls besonders wichtig, um im Wachstum ein schönes festes Gehäuse auszubilden! Deswegen habe ich anfangs immer Eierschalen bekommen, heute kriege ich Sepiaschalen.

Oje, dachte ich für einen kurzen Moment, hoffentlich werde ich nicht doch noch aussortiert. Aber nein, natürlich nicht! Meine Menschen hatten sich in der Zwischenzeit gut an mich gewöhnt und mich in ihr Herz geschlossen. Weil ich Durchhaltevermögen bewiesen und ihnen gezeigt hatte, dass ich das Leben liebe, so sagen sie. Schließlich organisierten sie mir ein ordentliches Terrarium und richteten mir darin eine schöne neue Bleibe ein. Diese ist selbstverständlich artgerecht ausgestattet und ich fühle mich rundum pudelwohl, wie man unter euresgleichen so schön zu sagen pflegt. Zudem habe ich wirklich alles, was ich brauche: einen guten Untergrund, auf dem ich mich sicher fortbewegen kann, ein paar ungiftige Pflanzen, etwas zum Klettern und natürlich auch einen Rückzugsort und ganz wichtig, leckeres Futter! Wie ihr Menschen ja vielleicht erahnen könnt, besitzen Schnecken eine unheimliche Vorliebe für alles Grünzeug, was in euren Gärten so wächst, aber auch etwas Obst und einige proteinreiche Nahrung wie aufgeweichtes Fischfutter schmeckt uns vorzüglich. Und weil es mir hier einfach so verdammt gut geht, habe ich ebenfalls entschieden, die Sache mit dem Sterben besser zu lassen und mich stattdessen lieber nach einem passenden Partner oder einer passenden Partnerin umzugucken, denn mal ehrlich: wer ist schon gern allein?

Übrigens: Die meisten Schneckenarten, die an Land leben, sind sogenannte Zwitterwesen, allerdings gibt es unter unseren Artgenossen auch tatsächlich solche, die getrenntgeschlechtig sind. Viele davon leben hauptsächlich im Süß- oder Meerwasser und haben so lustige Namen wie Strandschnecke, Nixenschnecke oder Sumpfdeckelschnecke, wobei jetzt alle aufzuzählen den Rahmen sprengen würde. Ja, ihr seht also, sich mit uns zu beschäftigen ist schon eine richtige Wissenschaft! Wie sich Schnecken allerdings paaren und fortpflanzen, das ist leider nicht ganz so jugendfrei, aber wenn es euch interessiert, dann könnt ihr das bestimmt irgendwo in diesem Internet nachlesen.

So, ihr Lieben, jetzt habe ich euch doch schon ganz schön viel von mir erzählt. Ich hoffe, meine Geschichte hat euch gefallen? Demnächst feiere ich sogar schon meinen zweiten Geburtstag und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch irgendwann einmal eine Fortsetzung meiner Geschichte hier zu lesen! Hoffentlich dann aber als eine Liebesgeschichte! *zwinker*

Wisst ihr, wir Schnecken mögen nicht nur euren Salat, sondern auch ein bisschen Liebe! Und wer jetzt von euch auf die Schnecke als Haustier gekommen ist, der sollte nicht nur beim nächsten Mal seinen gekauften Salat äußerst gründlich untersuchen, sondern sich auch sehr genau über unsere Bedürfnisse informieren! Eure Schnecki

 


Bildhinweise:

Alle hier verwendeten Fotos sind Privateigentum von Ina, der Finderin von Schnecki im Rucola, und von Steffi, bei der Schnecki heute lebt. Wir bedanken uns bei den beiden für die freundliche Genehmigung zur Verwendung der Fotos für diesen Artikel!

Schreibe einen Kommentar zu Anonymous Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.