Von gruseligen Nächten

Bald ist es wieder so weit und die Nacht der Nächte steht vor der Tür! Dann hält das Grauen wieder Einzug und es werden ganz furchtbar schreckliche Partys gefeiert. Seid ihr schon bereit für Halloween?

Brauchtum

Jedes Jahr, in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, wird Halloween gefeiert. Die Menschen verkleiden sich möglichst furchteinflößend, was bisweilen aber auch ganz schön komisch anmutet, und feiern zu Hause oder auswärts mit Freunden und Bekannten eine ordentliche Halloween-Party. Doch worum geht es in dieser Nacht zwischen Kinderlachen, gemeinen Streichen und dem Schlachtruf “Süßes oder Saures” eigentlich genau? Es heißt, Halloween ist ein alter Brauch aus Irland, bei dem die Katholiken durch eine abschreckende Maskerade versuchten, sich vor den Toten zu schützen. Die Menschen hatten Angst, dass die Seelen der Toten zu ihnen kommen, um sich neue Körper auszusuchen. Mit einer möglichst gruseligen Verkleidung wollte man dem also entgegenwirken und sich quasi als Mensch verstecken.

Doch wie bei so vielen Dingen scheiden sich auch an Halloween sprichwörtlich die Geister. Eine weitere Theorie besagt, dass Halloween auf einen heidnischen Brauch zurückgeht und eine Weiterentwicklung des keltischen Totenfests Samhain ist, bei dem die Tore zwischen der irdischen Welt und der Totenwelt offenstehen. Die Menschen fürchteten sich vor dem Zusammenstoß mit den Toten und versuchten, sich für das Böse zu wappnen, indem sie auch Verträge mit der Anderswelt schlossen. Auf jeden Fall lässt sich Halloween etymologisch von dem Begriff Allerheiligen ableiten, der ja das christliche Fest am 1. November beschreibt, an dem allen Heiligen gedacht wird. Somit geht Halloween also auf den englischen Ausdruck All Hallows, sprich Allerheiligen oder noch genauer gesagt auf All Hallows Eve(ning), also den Abend vor Allerheiligen, zurück. Und weil es sich dabei um einen Feiertag handelt, wird das auch im Englischen groß geschrieben.

Lachst du noch oder gruselst du dich schon? Wer weiß, was wirklich hinter so mancher Maske steckt!

US-(Re)Import

Durch eine jahrelange Hungersnot in Irland im 19. Jahrhundert setzte sich ab dem Jahr 1845 eine große Auswanderungswelle in Gang, bei der etwa 2 Millionen Iren nach und nach ihr Land verließen und hauptsächlich nach Nordamerika auswanderten. Dadurch gelangte der irische Brauch also in die Vereinigten Staaten, wo er im Laufe der Zeit einen nahezu volksfestähnlichen Charakter erlangte und sich kontinuierlich zu einem echten Markt für Kostüm- und Scherzartikelhersteller entwickelt hat. Doch wie schwappte dieser ganze Maskenwahnsinn jetzt wieder über den großen Teich zurück nach Europa und damit auch nach Deutschland? Die Beantwortung dieser Frage offenbart ebenfalls einen traurigen Grund:

Als im Jahr 1991 unter amerikanischer Führung und im Auftrag der Vereinten Nationen im Zuge des Golfkriegs schwere Bomben auf Kuwait fielen, um den irakischen Diktator Saddam Hussein aufzuhalten, hatte in Deutschland niemand mehr Lust auf ein fröhliches Karnevalsfest. Doch damit stand die deutsche Wirtschaft vor einem großen Problem, denn die Kostümhersteller und viele weitere Produzenten der Verkleidungsartikelindustrie saßen nun auf ihrer Ware fest und wurden sie nicht los. Welcher findige Geschäftsmann auch immer auf die Idee gekommen ist, seine Hexen- und Teufelkostüme nun noch im selben Jahr zu Halloween an den Mann oder die Frau zu bringen, es hat sich auf jeden Fall zu einem für die Hersteller lohnenden Spektakel gemausert.

Bis zur Abenddämmerung: Halloween erinnert einen oftmals auch an die schaurigen Dinge des Lebens.

Monsterparty

Mittlerweile ist Halloween  nicht nur für Groß und Klein, sondern auch für sämtliche Wirtschaftszweige zu einer echt monströsen Party geworden. Mittlerweile gibt es nicht mehr nur Kostüme und die dazugehörigen Accessoires, sondern auch reihenweise schaurig-schöne Dekorationsartikel zu kaufen, bei denen der Fantasie keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen. Und wer sich jetzt fragt, ob die Vernunft des Menschen schon lange von allen guten Geistern verlassen worden ist, dem kann ich glaubhaft versichern: Nein, das ist sie nicht, denn es gibt im Oktober ein breites Angebot an bunten Fruchtgummis ganz im Halloween-Stil. “Süßes oder Saures” gewinnt hier beim Griff in die Gummibärchentüte noch einmal eine besondere Bedeutung!

Doch nicht nur die Kostümierung einiger Halloween-Fans kann sich sehen lassen, auch der Umsatz, den diese Party mit sich bringt, spricht Bände. Aus einer Pressemitteilung des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie e. V. aus dem Jahr 2014 geht hervor, dass

“der Handel im vergangenen Jahr knapp 500.000 Halloween-Kostüme, 110 000 Perücken und etwa 200.000 Hüte. Hinzu kamen fast 850.000 Schmink-Sets und 5 Millionen Accessoires”

verkaufte. Und das wird heute, ein paar Jahre später, nicht anders sein. Das Geschäft mit dem Gruselfaktor läuft also wie geschmiert und ein besonderes Schmankerl gibt es noch für die Bauern hierzulande: Was wäre Halloween schon ohne Kürbisse? Kürbisse gehen zu dieser Jahreszeit weg wie warme Semmeln, denn aus Kürbissen lässt sich nicht nur eine leckere Suppe herstellen, sondern sie dienen gerade im Herbst sowie an Halloween natürlich zu besonders kunstvoll geschnitzten Grimassen als beliebte Dekoartikel vor Haustüren, womit sie auch wieder der ursprünglichen Bedeutung von Halloween nahekommen und böse Geister vom Haus fernhalten sollen. Ob das gelingt oder ob Hexen und Teufel an Halloween doch an eurer Türe schellen – wer weiß!

Bis zum Morgengrauen: Einmal eine Halloween-Party auf einem Schloss feiern – das wäre es doch, oder?

 


Literaturnachweise:

Deutscher Verband der Spielwarenindustrie e. V.: Halloween bringt der Wirtschaft viel Süßes. Pressemitteilung vom 19. Oktober 2014.

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