Von einer Wirtschaft mit Wasser

Trinkwassergewinnung ist ja für viele von uns die denkbar einfachste Sache der Welt. Wir drehen einfach den Wasserhahn auf und voilà, das war’s! Aber was steckt eigentlich noch dahinter?

Von der Quelle

Wasser sucht sich ja bekanntlich seinen Weg. Wer schon einmal ein Glas Wasser verschüttet hat oder wem schon einmal ein Wasserrohr in der Wohnung geplatzt ist, der kann diesen Anfangssatz sicher bestätigen. Das, was bei uns zu Hause ab und an im kleinen Rahmen stattfindet, ist draußen in der Natur im ganz großen Stil an der Tagesordnung. Regenwasser versickert zum Beispiel im Boden, bahnt sich durch verschiedene Erdschichten und sammelt sich schließlich unterirdisch zu Grundwasser an. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde schätzt in einer Mitteilung zur Wasserbilanz für Deutschland das gesamte Wasservorkommen in Deutschland auf eine Gesamtmenge von 188 Milliarden Kubikmeter, wovon circa 49 Milliarden Kubikmeter Grundwasser sind.

Für die öffentliche Wasserversorgung, die Landwirtschaft und Industrie werden jährlich circa 25 Milliarden Kubikmeter Wasser benötigt. Was auf den ersten Blick viel erscheint, ist an den Jahreszahlen gemessen sogar ziemlich wenig. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht in seiner Fachserie zum Thema (Nicht-)Öffentliche Wasserversorgung eine Statistik zur Wassergewinnung der öffentlichen Wasserversorgung, Bergbau und verarbeitendes Gewerbe, der Wärmekraftwerke und der Landwirtschaft, die die Gesamtentnahme von Wasser aus der Natur umfasst und dabei alle Wirtschaftsbereiche miteinschließt. Demnach waren es 1995 noch fast 50 Milliarden Kubikmeter, was im Vergleich zu heute die doppelte Menge darstellt. Damit ist Deutschland nicht nur eins der wasserreichsten Länder dieser Erde, sondern mittlerweile auch eins, das sich bemüht, mit diesem wertvollen Gut ressourcenschonend umzugehen.

Der Hennesee gehört zum Ruhrverband und liegt mitten im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, wo er zugleich viele Freizeitaktivitäten zu Wasser und zu Land rund um den See herum bietet.

Wasser wird Wirtschaft

Seit jeher hat der Mensch in die Natur eingegriffen, um sie sich zunutze zu machen und an seine Bedürfnisse anzupassen. Die Steuerung des Wasserhaushalts und damit einhergehend die Bewirtschaftung von Wasservorkommen ist einer dieser Zugriffe des Menschen auf die Angebote dieses Planeten. Besonders im Zuge der Industrialisierung versuchte der Mensch dem Wasser seinen natürlichen Weg abzuschneiden und zwang es in seine eigenen Bahnen. Flüsse wurden begradigt und ganze Gebiete zur landwirtschaftlichen Nutzung trockengelegt. Während der Natur damit quasi der Boden unter den Füßen entrissen wurde, schwelgten die Menschen unbesonnen im kühlen Nass. In seiner Publikation Grundwasser in Deutschland listet das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit für den Zeitraum der 70er bis 90er Jahre folgende massive Störungen des Wasserhaushaltes auf, die schwere Schäden der Natur nach sich zogen:

„Trocken gefallene Brunnen, ausgetrocknete grundwasserabhängige Feuchtgebiete, Waldschäden wegen des Wassermangels, Schäden an Gebäuden, Straßen und Wegen als Folge von Geländesetzungen (Absinken und Nachgeben des Untergrundes), die Landwirtschaft war verstärkt auf künstliche Beregnung der Felder angewiesen.“

Daraufhin setzte sich Mitte der 90er Jahre endlich ein Bewusstsein durch, dass einen ökologischen Umgang mit Wasser in den Vordergrund stellte. Womit auch die fallende Tendenz der Wasserentnahme aus der oben genannten Statistik begründet ist.

Die Sorpetalsperre zählt zu den großen Stauseen des Ruhrverbands und zugleich zu den schönsten Seen im Hochsauerland, weil er besonders in den Abendstunden zu romantischen Spaziergängen einlädt.

Wasserwerke sind unverzichtbar

Einen entscheidenden Anteil daran haben auch die Wasserwerke hierzulande, die in den letzten Jahren immer stärker auf eine nachhaltige Wasserwirtschaft setzen. Dazu gehört neben dem Schutz des Wassers als wertvolle Ressource auch der Schutz des Wassers als Lebensraum sowie die Weiterentwicklung von Technologien, die die Erschließung von Grundwasser dauerhaft in Einklang mit der Natur halten. Ein solches Wasserwerk steht zum Beispiel im Ruhrtal in Schwerte. Das Wasserwerk Hengsen wird von der Wasserwerke Westfalen GmbH betrieben und ist eines von insgesamt sechs Wasserwerken, die dem Unternehmen gehören. Oberstes Ziel des Wasserwerks ist vor allem die Trinkwasserversorgung der umliegenden Städte sicherzustellen, wobei das Trinkwasser dann unter anderem an die jeweiligen Nahversorger sprich die einzelnen Stadtwerke verkauft wird. Um beste Trinkwasserqualität zu erreichen, wird das Wasser mechanisch sowie biologisch gefiltert. Dazu wird das Wasser in mehreren aufeinanderfolgenden Schritten belüftet und filtriert, sodass am Ende selbst schwer abbaubare Stoffe aufgespalten und entfernt werden können. Zusätzlich wird das Wasser durch folgende Schritte der Wasserwerke Westfalen GmbH neuerdings seit 2017 mit einem absolut naturnahen Verfahren aufbereitet:

„Physikalische Entsäuerung durch Austrieb des im Wasser enthaltenen Kohlendioxids durch Einströmen von feinperliger Luft plus UV-Desinfektion durch Deaktivierung einzelner eventuelle im Wasser verbliebener Mikroorganismen mittels UV-Licht.“

Durch den Einsatz und die Entwicklung von ökologischen Verfahren zeigt sich das Unternehmen damit nicht nur seiner wirtschaftlichen Aufgaben bewusst, sondern ebenso innovativ wie verantwortlich dem Verbraucher und der Umwelt gegenüber. Das manifestiert sich zusätzlich in seinem Engagement hinsichtlich der Bereiche Gewässerschutz sowie Förderung von Wasser als Lebensraum und wird dafür kontinuierlich mit dem EMAS-Siegel (EMAS = Eco Management and Audit Scheme) der Europäischen Union für geprüftes Umweltmanagement ausgezeichnet.

Übrigens: Wer gern einmal ein Wasserwerk besichtigen möchte, der kann auf einer zweistündigen Besichtigung spannende Einblicke hinter die Kulissen werfen und viele interessante Informationen zu diesem Thema gewinnen. Termine und Anmeldebedingungen sind der Webseite der Wasserwerke Westfalen GmbH zu entnehmen!

Der Hengsen Stausee ist Eigentum der Wasserwerke Westfalen GmbH und dient neben der Trinkwassergewinnung auch als ungestörter Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten.

Die Aufgabe von Stauseen

Im Ruhrgebiet ist der Ruhrverband einer der wichtigsten Wasserwirtschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen und verwaltet neben einigen Flüssen die insgesamt fünf Stauseen und acht Talsperren der gesamten Region. Stellvertretend für die Gewässer und Namensgeber sowohl für die Region als auch für den Verband ist die Ruhr, die im Sauerland bei Winterberg ihre Quelle besitzt. Damit bahnt sich der ungefähr 220 Kilometer lange Fluss seinen Weg durch das sauerländische Rothaargebirge immer weiter Richtung Westen durch das komplette Ruhrgebiet hindurch bis zum Rhein, in dem sie schließlich bei Duisburg mündet. Die Aufgaben des Ruhrverbands, der für die Sicherung der Wasserversorgung von rund 4,6 Millionen Menschen verantwortlich ist, sind so vielfältig wie unterschiedlich.

Zum einen werden die Talsperren gesteuert, indem alle wichtigen Daten wie zum Beispiel die Wasserstände registriert und aufgezeichnet werden, zum anderen werden Stauseen betrieben, die als natürliche Kläranlagen der fließenden Gewässer dienen. Durch die Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit eines Flusses wie beispielsweise der Ruhr können sich in den Seen überflüssige Stoffe absetzen, die den Fluss in seinem weiteren Verlauf wieder klarer werden lassen. Doch damit nicht genug, auch Strom und Wärme wird aus Wasserkraft erzeugt wie große Wasserkraftwerke am Möhne- und am Sorpesee eindrucksvoll beweisen. Sogar der Energieversorgungsgigant RWE hatte sich am Hengsteysee niedergelassen und betrieb dort bis Ende 2016 ein 1930 an den Start gegangenes sogenanntes Pumpspeicherkraftwerk, das der Speicherung von elektrischer Energie durch Heraufpumpen von Wasser diente. Damit wird ansatzweise deutlich, was für einen Gesamtaufwand der Begriff Wasserwirtschaft hier historisch, gegenwärtig sowie zukünftig eigentlich bedeutet.

Die Möhnetalsperre ist neben zahlreichen anderen Gewässern Eigentum des Ruhrverbands und reguliert unter anderem den Wasserstand der Ruhr sowie die Wasserversorgung des gesamten Ruhrgebiets.


Literaturnachweise:

Bundesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg.): Wasserbilanz für Deutschland. Mitteilung vom 09.12.2016.

Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Wassergewinnung der öffentlichen Wasserversorgung, Bergbau und verarbeitendes Gewerbe, der Wärmekraftwerke und der Landwirtschaft. Statistik erschienen in Fachserie 19, R. 2.1.1 und 2.2, verschiedene Jahrgänge.

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Grundwasser in Deutschland. Reihe: Umweltpolitik. Erschienen im August 2008.

Wasserwerke Westfalen (Hrsg.): Weitergehende Aufbereitungsschritte. Erschienen im November 2017.

Bildnachweise:

Betrifft Beitragsbild “Hengsen Stausee”: Wir bedanken uns bei der Wasserwerke Westfalen GmbH für die freundliche Genehmigung zu fotografischen Aufnahmen und deren Verwendung für diesen Artikel!

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