Woher kommen eigentlich die ganzen Bilder bei www.vonherzen.online? Natürlich fotografieren wir bis auf einige Ausnahmen (Autorenfotos, Produktbilder oder spezielle Fotos) alles selbst! Dafür steht regelmäßig Inge hinter der Kamera, mit ihr habe ich mich zuletzt über das Thema Fotografie unterhalten.
Interview
vonherzen: Liebe Inge, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast, ein bisschen über deine Fotografie zu erzählen. Die Bilder, die wir hier auf www.vonherzen.online veröffentlichen, stammen alle von dir (ausgenommen die explizit gekennzeichneten Fotos aus dem Privateigentum anderer Personen). Damit sind deine Fotos ein großer und unentbehrlicher Bestandteil für dieses Magazin. Was genau macht das Fotografieren für dich eigentlich aus?
Inge: Die Fotografie ist für mich die deutlichste aller Sprachen sowie auch die Musik. Es ist ein Abschalten von der alltäglichen Hektik außerhalb der Stadt, außerhalb der belebten Straßen. Ich öffne damit ein Fenster zu meiner Realität. Ich sehe das Leben seitdem mehr aus einem anderen Winkel heraus. Auf Foto-Touren oder im Alltäglichen entdecke ich hier und da etwas, an dem sonst achtlos vorübergegangen wird. Mit meiner Kamera durch meine Heimat zu ziehen oder auch weiter hinaus und zu fotografieren mit Gespür, Leidenschaft, Offenheit und Mut und vor allem mit Neugier und Ausdauer haben mir auch schon so manch nette und interessante Begegnungen, offene Türen und kleine Abenteuer beschert.
vonherzen: Ja, da ist etwas Wahres dran. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Fotografie einem eine ganz neue, eine ganz andere Sicht auf diese Welt offenbart. Plötzlich werden die großen Dinge ganz klein und die kleinen Dinge finden mehr Beachtung. Oder was verbindest du damit?
Inge: Ich verbinde mit der Fotografie die Kunst, den Moment festzuhalten, der nur einen Moment lang existiert. Dieser Moment wird niemals mehr so sein wie er zu diesem Zeitpunkt ist. Im Sonnenaufgang und in der Natur zu fotografieren, dabei wird einem das besonders deutlich vor Augen geführt: Jeder Morgen, jeder Tag ist niemals gleich. Mit der Fotografie gebe ich unbedeutenden Dingen eine Bedeutung. Für mich sowieso und vielleicht auch für die anderen Betrachter meiner Fotos.
Der frühe Fotograf fängt den Sonnenaufgang ein – oder so ähnlich.
vonherzen: „Den unbedeutenden Dingen eine Bedeutung geben“ – Das gefällt mir ausgesprochen gut. Oft ist es doch so, dass diese scheinbar unbedeutenden Dinge eigentlich ganz wesentlich sind. Und mit dem Objektiv deiner Kamera rückst du genau das in den Fokus. Was bedeutet die Kamera in diesem Zusammenhang für dich?
Inge: Seitdem ich meine Fotografie wieder aufgenommen habe, ist die Kamera mein treuster Wegbegleiter. Die Fotos müssen nicht alle technisch einwandfrei sein, es genügt auch einfach ein schöner Moment, den ich mit der Kamera festhalten möchte. Ich sammle mit meiner Kamera / Fotografie in der Gegenwart die Zeit ein, die so im nächsten Moment niemals mehr wiederkommen wird. Vor Jahrzehnten hatte ich eine Analogkamera, mit der ich schon viel ausprobierte. Danach folgte eine sehr lange Pause, aber die Fotografie hat mich nie losgelassen. 2014 kaufte ich mir eine Spiegelreflexkamera und zog damit durch die Lande. Ich fotografiere nur im manuellen Kameramodus, wo Iso, Blende Belichtung jedes Mal neu eingestellt werden müssen. Neben den beiden Objektiven, von denen eins besonders für Makroaufnahmen und das andere für Naturfotografie sehr gut geeignet sind, sind vor allem die Lichtverhältnisse wichtig. Bildaufbau (Bildkomposition) und Bildwirkung in der Fotografie sind ebenso entscheidend. Es geht dabei also um die Frage: Wie wirkt mein Foto auf andere Betrachter? Doch in erster Linie fotografiere ich so, wie es mir gefällt, und ich bleibe meiner Linie treu. Jeder Fotograf hat seine eigene, ganz persönliche fotografische Handschrift.
Fotografie bedeutet, als Spiegel der Welt den Dingen eine Seele zu verleihen!
vonherzen: Ja, die Fotografie ist ja auch so eine kleine Wissenschaft für sich, da gibt es sicherlich sehr viele interessante technische Details zu erfahren. Aber was mich noch interessiert ist die Frage: Was fotografierst du denn am liebsten?
Inge: Vor Jahren lernte ich einige Fotografen kennen, die in der Öffentlichkeitsarbeit tätig sind. Da durfte ich oft zuschauen und habe auf diese Weise sehr viel dazugelernt. Danach war ich viel mit Naturfotografen zusammen unterwegs. Bewaffnet mit unseren Kameras, Stativen und weiterem Zubehör sowie Verpflegung ging es dann sehr früh am Morgen über Stock und Stein, über und unter Zäunen hindurch, auf Felder und Wiesen, über Bäche und an Seen. Ich begann, mich mit der Zeitspanne und den Dämmerungsphasen zu beschäftigen sowie mit den fließenden Übergängen zwischen Tag und Nacht, vor allem vor Tagesanfang und nach Tagesende. Die Naturfotografie war und ist seitdem für mich das Liebste geworden.
vonherzen: Das glaube ich gern. Wir verwenden hier ja sehr viele Naturaufnahmen – einfach, weil die Natur mit ihrer ganzen Schönheit und ihren unterschiedlichen Stimmungsmomenten auch zu sehr vielen Themen passt. Man sagt ja: In der Ruhe liegt die Kraft. Und ich finde: In der Naturfotografie liegt die Kraft der Bilder. Ruhe und Kraft – das sind ja alles auch so Begriffe, die sich auf die Fotografie anwenden lassen, oder?
Inge: Ja, auf jeden Fall. Es bringt mir Ruhe, Kraft und Freude, anhand der Fotografie die einzelnen Landschaften abzubilden und die Atmosphäre zu transportieren – ähnlich zum Beispiel Seen oder Flüsse, in denen sich die Landschaft wiederspiegelt. Morgens in der Früh ist die Natur ein echtes Erlebnis und eine Traumkulisse vor und im Sonnenaufgang, vor allem bei Nebel bis hin zur goldenen Stunde. Aber auch, wenn es draußen regnet oder geregnet hat, ist es spannend vor die Tür zu gehen. Nach dem Regen die Wassertropfen zu fotografieren, ist wahnsinnig faszinierend. Ebenso im Winter, vor allem bei Frost, sorgt die klare kalte Luft für besonders gute Aufnahmen. Wer nicht gerne früh aufsteht, dem bleiben die Abendstunden. Ich persönlich finde aber, dass es morgens draußen in der Natur spannender ist. Früh aufstehen heißt in diesem Fall auch wirklich, dass man sehr früh aus den Federn raus muss, und das noch weit vor Sonnenaufgang. Es kommt auch darauf an, wo bzw. in welcher Gegend man den Standort geplant hat. Aber ich will ehrlich sein, letztes Jahr habe ich es auch nicht immer geschafft, so unglaublich früh aufzustehen, so haben meine Kamera und ich uns öfter mal eine Fotopause gegönnt.
Ja, dieses Bild ist eine echte Naturaufnahme, komplett ohne Filter und ohne Tricks!
vonherzen: Vielen herzlichen Dank, liebe Inge, für dieses schöne Interview und die vielen tollen Fotos!