Wenn es draußen ordentlich regnet und der Frühling eher herbstlich wirkt, dann machen wir es uns lieber drinnen mit einer Tasse Kaffee oder Tee gemütlich. Kaffee kennt jeder! Aber wer weiß schon etwas über Teekultur?
Es ist Teezeit
Tee ist ja eher so ein Getränk, was viele Menschen immer noch mit dem Thema Erkältung verbinden. Wie oft haben einem die Eltern früher bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit einen wohltuenden Kamillen- oder Fencheltee gekocht. Und genauso handhaben es die meisten Erwachsenen auch heute noch: Kündigt sich eine Erkältung an oder fühlen wir uns anderweitig unwohl, greifen wir immer noch gern mit Vorliebe zu einem Wasserkocher und einem Aufgussbeutel Tee. Doch was an dieser Stelle so einfach und banal klingt, beschreibt eher die kümmerlichen Überbleibsel einer echten Teekultur. Und diese Teekultur ist wirklich ein weites Feld. Die Geschichte des Tees beginnt ursprünglich vor etwa 5000 Jahren in China, in Deutschland kennt man das Aufgussgetränk unter dem heutigen Begriff Tee allerdings erst seit dem 17. Jahrhundert. Die Brüder Grimm verzeichneten dabei das niederländische Wort “thee” in ihrem Deutschen Wörterbuch wie folgt:
“kraut was die Chineser thee nennen … es ist dieses kraut thee nunmehr auch in Hollandt woll bekandt und bringen es die Ostindienfahrer mit heraus.”
So kam der Tee schließlich mitsamt seiner Bezeichnung nach einer langen Reise also auch endgültig in Europa beziehungsweise Deutschland an. Generell entwickelte sich im Zuge dessen der Teehandel zu einem äußerst florierenden Geschäft. Was zunächst noch in den feinen Teesalons der gehobenen Gesellschaft als exquisites Genussmittel konsumiert wurde, erreichte schließlich im Laufe der Zeit eine so große Popularität, dass immer mehr Teegeschäfte eröffneten und sogar ganze Teegesellschaften abgehalten wurden. Demnach fand man sich in einer Teegesellschaft dann zum Teetrinken und dem damit verbundenen Teegespräch ein, bei dem es neben schönem Teeservice sicherlich auch das eine oder andere leckere Teegebäck gab.
Der Teehandel wurde somit zu einem florierenden Geschäft und einem bedeutenden Wirtschaftszweig. Bis heute ist China immer noch der exportstärkste Teeproduzent der Welt, wobei es aber auch schon erste Versuche gibt, die Teepflanze in Europa sowie auch Deutschland anzubauen. So befindet sich zum Beispiel auf den Azoren bislang Europas einzige Teeplantage, die sich mittlerweile schon in der fünften Generation in Familienbesitz befindet und in einer nahegelegenen Teefabrik den Tee verarbeitet. Aber auch hierzulande gedeihen in der Nähe von Freiburg erste zarte Teepflanzen. Ob es den badischen Bauern gelingen wird, ihre Teepflanzen allen Witterungsbedingungen zum Trotz großzuziehen und zu ernten, das steht allerdings noch in den Sternen, denn so eine Teepflanze braucht einige Zeit bis sie reif ist!
Echter Tee hat nur wenige Sorten: Überlegst du noch oder trinkst du schon?
Der Kaiser von China
Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage “Wie kommt der Tee in den Beutel und wie kommt er wieder raus?” landen wir an dieser Stelle wieder ganz am Anfang, nämlich in China. Dort gedeiht die Teepflanze, auch unter dem wissenschaftlichen Begriff Camellia sinensis auffindbar, im südchinesischen Hochland als Strauch. Das Besondere an dieser Pflanze ist nicht nur, dass sie die Grundlage für unterschiedliche Teesorten bildet, sondern dass sie mit einer Lebenserwartung von 120 Jahren und mehr auch noch sehr alt wird. Vor allem aber ist sie die Basis von echtem Tee wie weißer, grüner oder schwarzer Tee, die allesamt aus der gleichen Teepflanze gewonnen werden und deren Unterschied einzig und allein in der Verarbeitung der Teeblätter liegt. Hiermit dürfte auch klar sein, dass es sich bei allem anderen wie zum Beispiel Früchtetee um gar keinen echten Tee handelt, denn so darf sich im Grunde nur ein Getränk nennen, dass auch tatsächlich aus der Teepflanze gewonnen wurde.
Doch wie kommen die verschiedenen Teesorten jetzt eigentlich genau zustande? Das Geheimnis der einzelnen Aromen und der jeweiligen Färbung liegt im Grad der Fermentation und Oxidation, wobei der Tee gleichzeitig getrocknet wird, um ihn haltbar zu machen. Theoretisch könnte man auch die frischen Blätter der Teepflanze für einen Teeaufguss verwenden – ganz so, wie es angeblich der Kaiser von China praktiziert haben soll, dem zuerst zufällig der Wind ein Teeblatt in seinen Becher mit heißem Wasser wehte. Neben China gibt es aber auch noch einige andere Länder, in denen Tee angebaut wird. Dazu gehören zum Beispiel Japan, Indien, Kenia und Sri Lanka, wobei die einzelnen Teesorten oftmals nach ihren Anbaugebieten benannt werden. So ist der Darjeeling ein schwarzer Tee aus dem Distrikt Darjeeling in Indien und der Ceylon-Tee stammt dementsprechend aus Sri Lanka, was bis 1972 Ceylon hieß.
Im Zuge der Teegeschichte entstanden so etliche Variationen und Geschmacksrichtungen, die wahrhafte Teeliebhaber heutzutage zu schätzen wissen. Mit Hilfe des Hinzufügens von Rosen- oder Jasminblüten, von Gewürzen wie Zimt, Ingwer oder Nelken sowie auch Früchten werden die einzelnen Teesorten aromatisiert und immer wieder neu kreiert. Doch nicht nur natürliche Zutaten spielen dabei eine Rolle, auch künstliche Aromen kommen mittlerweile bei vielen modernen flavoured teas zum Einsatz. Das Angebot an Tee erscheint dadurch beinahe endlos und die Auswahl fällt einem nicht immer leicht. Doch bevor man auf die gut durchdachten Marketingstrategien diverser Großkonzerne hereinfällt, sollte man vielleicht einmal nachschauen, ob es nicht irgendwo doch noch einen kleinen Teeladen um die Ecke gibt, der einen auch noch persönlich berät.
Kräuter- oder Früchtetee: Purer Genuss im Teebeutel! Oder doch nicht?
Giftstoffe in Tees
Neben dem puren Genuss gelten viele Teesorten auch als Heilmittel. So gilt schwarzer Tee beispielsweise als anregend für den Kreislauf und Stoffwechsel oder grüner Tee als entzündungshemmend, entgiftend und auch das Immunsystem stärkend. Zu unterscheiden sind hiervon an dieser Stelle alle anderen Produkte, die wir zwar Tee nennen, die aber de facto kein Tee sind. Dazu zählen alle gängigen Früchte- und Kräutertees wie Pfefferminztee, Fencheltee, Kamillentee, die zwar ebenfalls eine wohltuende und lindernde Wirkung haben können, aber eben kein richtiger Tee sind. Jedoch hat sich der Oberbegriff Tee für alle Aufgussgetränke, die aus pflanzlichen Bestandteilen wie Blätter, Blüten oder Früchte bestehen, derartig eingebürgert, dass diesbezüglich auch in der Diskussion um die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Tee nicht mehr differenziert wird.
Die jüngste Debatte beinhaltet hauptsächlich die Sorge vor Schadstoffen, die sich vor allem in Kräutertees befinden sollen. Dabei geht es zum einen wie bei allen konventionell angebauten Pflanzen um Spritzgifte, zum anderen aber auch um das Eigengift der Pflanzen. Diese Eigengifte werden in dem Fall von den Pflanzen dazu benötigt, um sich selbst vor Fressfeinden und Schädlingen zu schützen. Wer also zu viel Tee trinkt, der geht nach Einschätzung von Experten ein Gesundheitsrisiko ein. Auch wenn die Problematik noch relativ neu ist, so warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung schon im Jahr 2013 in einer Stellungnahme davor, ausschließlich Kräutertees zu trinken:
“Es besteht daher bei längerfristigem Verzehr von Produkten mit hohen Gehalten […] ein Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung.”
Mit Gehalt sind hier die bedenkliche Pflanzeninhaltsstoffe namens Pyrrolizidinalkaoide, kurz PA, gemeint, die bei übermäßigem Verzehr zu Leberschäden führen oder sogar krebserregend sein können. Gleichzeitig muss aber nicht davon ausgegangen werden, dass das auch auf Verbraucher zutrifft, die nicht ausschließlich Tee konsumieren, sondern die neben Tee noch auf weitere Getränke wie Wasser oder Saft zurückgreifen. Selbst Verbraucherzentralen raten dazu, sowohl Teesorten als auch Hersteller regelmäßig zu wechseln und nicht bei einer Marke zu bleiben. So minimiert sich das Risiko, einen zu hohen PA-Gehalt zu sich zu nehmen. Bis die Forschung jedoch valide sprich aussagekräftige Ergebnisse dazu abliefern kann, wie viel Tassen Tee am Tag noch als gesund und welche schon als gesundheitsschädlich gelten, dauert es sicher eine Weile – bis dahin hilft also nur abwarten und Tee trinken.
Giftstoffe in Kräutertees: Wie heißt es so schön? Die Dosis macht das Gift!
Quellenangabe:
Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften Universität Trier (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Band 21, Spalte 342 bis 343, in der Onlineversion vom 14.03.2019.
Bundesinstitut für Risikobewertung (Hrsg.): Pyrrolizidinalkaloide in Kräutertees und Tees. Stellungnahme 018/2013 vom 5. Juli 2013.