Vom Elixier des Lebens

Wasser gewinnt vor allem in trockenen Zeiten besonders an Bedeutung. Wer schon einmal richtig großen Durst hatte, der weiß, wovon ich rede! Doch wie ist es tatsächlich um das wichtigste Grundelement dieser Erde bestellt?

Der blaue Planet

Nachdem ich letzte Woche aufgrund der zur Zeit herrschenden Trockenheit einen Artikel über besonders durstige Gäste verfasst habe, hat mich das Thema Wasser und seine Bedeutung für alle Lebewesen dieser Erde nicht mehr losgelassen. Wenn man bedenkt, dass circa zwei Drittel der Erdoberfläche unseres Planeten mit Wasser bedeckt sind, davon aber ungefähr 97 Prozent das Salzwasser der Weltmeere ausmacht, steht uns nunmehr noch ein Gesamtvolumen von gerade mal 3 Prozent als Süßwasservorkommen zur Verfügung. Der gesamte Süßwasservorrat der Erde verteilt sich wiederum auf verschiedene Formen des Vorkommens. Hierbei stellen Polkappen und Gletscher ebenfalls mit zwei Dritteln den Hauptanteil dar, gefolgt vom Grundwassergehalt mit dem letzten Drittel. Ein weiterer, und in Anbetracht dieser Verhältnisse, geringfügiger Teil wird schließlich durch sogenanntes Oberflächenwasser wie Flüsse, Seen und Sümpfe abgebildet. Wenn man sich jetzt noch ausrechnet, wie viel uns davon insgesamt als tatsächlich verfügbares Nutzwasser beziehungsweise unbedenkliches Trinkwasser zur Verfügung steht, ist das in der Tat eine äußerst verschwindend geringe Menge.

Wasser als Grundlage allen Lebens

Aber nicht nur unsere Erde besteht zum größten Teil aus Wasser, sondern auch das gesamte auf der Erde vorkommende Leben benötigt einen hohen Wasseranteil, um überhaupt existieren zu können. In der Biologie bezeichnet der Wasserhaushalt von Lebewesen Wasser als Hauptbestandteil lebender Zellen. Nimmt man nur einmal den menschlichen Körper als Beispiel, besteht dieser bei einem erwachsenen Menschen durchschnittlich zu 60 Prozent aus Wasser. Dabei wird das Wasser hauptsächlich in Form von Flüssigkeiten, Lebensmitteln oder auf anderen Wegen wie beim Duschen über die Haut aufgenommen, über die Zellen verstoffwechselt und schließlich wieder ausgeschieden. Um seinen Wasserverlust wieder auszugleichen und das biologische System aufrecht zu erhalten sowie alle Zellen, Gewebe und Organe ausreichend zu versorgen, benötigt ein erwachsener Mensch ungefähr 2 Liter Wasser am Tag.

Hinzu kommt noch eine ganze Menge Wasserbedarf, den wir Menschen in den Industrieländern täglich verbrauchen. Das Umweltbundesamt definiert dazu in seinem Ratgeber “Rund um das Trinkwasser” einen durchschnittlichen Wasserverbrauch von 120 Litern pro Person/pro Tag. Mit eingerechnet ist hier auch das Wasser, das neben der Flüssigkeitsaufnahme durch Trinken und Essen vor allem zur Körperpflege wie Duschen, Waschen, Zähneputzen und für weitere Hygienemaßnahmen wie Wäsche waschen, Putzen, Geschirr spülen verwendet wird. Damit ist klar, dass ausreichend Wasser für das tägliche Leben notwendig und der Zugang zu unbedenklich verwendbarem Wasser für die meisten Menschen hierzulande selbstverständlich erscheint. Doch das, was die Grundlage allen Lebens bildet, ist bei Weitem nicht für alle Lebewesen dieser Erde uneingeschränkt erreichbar!

Wasser ein Menschenrecht?

Am 28. Juli 2010 erkennt die Mehrheit der Vereinten Nationen auf einer ihrer Vollversammlungen das Recht auf Zugang zu Wasser als Menschenrecht an. In der entsprechenden UN-Resolution 64/292 mit der Überschrift “The human right to water and sanitation” heißt es dazu:

“the right to safe and clean drinking water and sanitation as a human right that is essential for the full enjoyment of life and all human rights”

Doch das, was hier so einfach in zwei Sätzen geklärt zu sein scheint, ist nichts weiter als ein Tropfen auf den heißen Stein. Betrachtet man zunächst die Rechtslage, sind nämlich die Resolutionen der Vollversammlungen nicht völkerrechtlich verbindlich, das heißt, sie stellen höchstens eine Richtline dar, gehen aber keineswegs in eine überstaatliche Rechtsordnung über. Wirft man zusätzlich noch einen weiteren Blick auf das Abstimmungsergebnis, möchte einem beinahe die Spucke wegbleiben. Von insgesamt 192 Mitgliedstaaten waren 163 anwesend, wovon insgesamt 122 Staaten für die Resolution stimmten. Die übrigen 41 Staaten enthielten sich der Abstimmung. Interessant, dass es sich bei den Enthaltungen hauptsächlich um sogenannte Industrieländer, also Länder der ersten Welt, handelt – darunter zum Beispiel die USA, Kanada, aber auch viele Mitgliedstaaten der Europäischen Union wie zum Beispiel Dänemark, Schweden, Luxemburg und die Niederlande.

Wasser ist kein Menschenrecht, solange nicht alle Menschen auf dieser Welt genug zu trinken haben!

Wasser als Handelsware

Auch wenn Deutschland zu den entschiedensten Verfechtern des Rechts auf sauberes Wasser für jeden Menschen gehört, so ist dieses Thema noch lange nicht ausdiskutiert. Wenn man bedenkt, dass weltweit rund 884 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, kann von einem Menschenrecht auf Wasser sicherlich noch keine Rede sein. Doch wie kann der Zugang zu sauberem Wasser weltweit gesichert werden? Dafür müsste zunächst der politische Wille eines Staates in dem Sinne vorhanden sein, dass dieses Recht auf Wasser auch tatsächlich ein echtes Menschenrecht wird. Des Weiteren muss das Ziel eines Staates sein, eine flächendeckende und funktionstüchtige Infrastruktur für die Wasserversorgung der Bevölkerung zu schaffen. Wie sich das allerdings in Ländern realisieren lässt, die aufgrund von Umweltverschmutzungen oder Kriegen selbst keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, bleibt dahingestellt.

Während die einzelnen Staaten, allen voran die Entwicklungsländer, mit dem Problem der Wasserversorgung von der gesamten Staatengemeinschaft allein gelassen werden, bilden sich in den Industriestaaten Profiteure dieser Problematik aus. Bei der Debatte um eine Privatisierung der Wasserversorgung gerät Wasser als Handelsware immer stärker in das Interesse von multinationalen Konzernen. Wer sich nur ein paar mal aufmerksam die Etiketten des in Plastikflaschen abgefüllten Trinkwassers durchliest, der weiß schnell, von wem hier die Rede ist. Der bekannte Kakao- und Kaffeekapselhersteller Nestlé gräbt nämlich den Menschen genau dort das Wasser ab, wo ihr Zugang zu Trinkwasser ohnehin schon erschwert ist. In über 30 Ländern kauft der Lebensmittelkonzern Wasserrechte von staatlichen Behörden und pumpt anschließend ganz legal an seinen Standorten das Grundwasser ab. Das gereinigte und mit Mineralstoffen angereicherte Wasser wird schließlich gegen ein Vielfaches vom Ursprungspreis verkauft.

Wo Kritik an diesem Geschäftsmodell bei derartigen Unternehmen auf taube Ohren stößt, waren europäische Initiativen gegen eine Privatisierung der Wasserversorgung wesentlich erfolgreicher. Im Jahr 2013 kippte eine Bürgerinitiative namens “right2water” die Bemühungen des Europaparlamentes, die Wasserversorgung von staatlichen beziehungsweise kommunalen Aufgaben zu lösen und so die Möglichkeit zu schaffen, die Wasserversorgung der Bevölkerung auf externe Dienstleister zu übertragen. Damit bleibt in Deutschland weiterhin die Regierung in der Pflicht, Wasserwerke zu betreiben und die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Doch nicht nur das, auch die Qualität des Trinkwassers ist in Deutschland vergleichsweise hoch und weist laut dem Umweltbundesamt in den Proben keine bedenklichen Werte bezüglich krankheitserregende Mikroorganismen oder Schadstoffen auf.

Wichtigste Ressource der Welt

In Deutschland funktioniert die Wasserversorgung der Bevölkerung in der Regel ausnahmslos gut und auch die Wasserwirtschaft legt Wert auf einen nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Wasservorkommen. Ein besonderes Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Gewässerschutz. Demnach soll die Wasserverschmutzung von Flüssen und Seen sowie Küstengewässern und selbstverständlich auch des Grundwassers so gering wie möglich gehalten werden. Schadstoffe, die aus der Luft zum Beispiel durch Abgase oder aus dem Boden zum Beispiel durch die Verwendung von Pflanzenschutz- oder Düngemitteln in das Grundwasser eintreten, stellen in dieser Hinsicht weiterhin die größte Herausforderung dar. Denn hier sind Industrie und Landwirtschaft gleichermaßen gefragt. Die Reinhaltung von Wasser als oberstes Ziel definiert sich demnach also über einen besonders achtsamen Umgang mit Ressource, gerade weil Trinkwasser ein so wertvolles Naturprodukt ist!

Aber auch der Verbraucher spielt eine bedeutende Rolle in diesem Kreislauf, denn durch einen nachhaltigen Umgang beim Wasserverbrauch ließe sich die weiter oben erwähnte Verbrauchsmenge von 120 Litern pro Person/pro Tag schon auf circa 80 Liter reduzieren. Dass das geht, ohne auf den gewohnten Komfort zu verzichten, liegt vor allem an den modernen Wassertechnologien, die heutzutage jedem Haushalt zur Verfügung stehen. Gerade in Hinblick auf den Wasserverbrauch beim Duschen und Wäsche waschen lassen sich vielerlei Sparmaßnahmen gut umsetzen, indem auf wassersparende Armaturen und Duschköpfe und energieeffiziente Haushaltsgeräte geachtet wird. Aber auch rund um Haus und Garten lässt sich ein umweltbewusster Umgang mit Wasser gut umsetzen. Die gute alte Regentonne hat nämlich noch lange nicht ausgedient! Bei allen Maßnahmen ist jedoch ein Faktor ganz entscheidend: Das ökologische Bewusstsein, ohne das ein umweltbewusster Umgang ohne unnötige Verschwendung von Trinkwasser gar nicht möglich wäre! Zuletzt ist es aber nicht nur unsere ökologische, sondern hauptsächlich unsere ethische Pflicht, uns stets gegen Wasserverschwendung und -verschmutzung einzusetzen, solange allen Menschen dieser Erde immer noch kein Zugang zu sauberem Wasser gewährleistet ist!

Wassersparen, das ist kein Tropfen auf den heißen Stein, denn jeder Tropfen ist kostbar!

 


Literaturhinweise:

United Nations General Assembly, Resolution 64/292: The human right to water and sanitation. Dated 28th July 2010.

Umweltbundesamt (Hrsg.): Rund um das Trinkwasser. 4. Auflage, erschienen im Juli 2016.

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